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Yamaha TransAcoustic TA2 – Hybridpiano im Test

Als Yamaha auf der Musikmesse seine TransAcoustic-Technologie für Piano präsentierte, staunten viele nicht schlecht, wie authentisch und voluminös Samples akustischer Tasteninstrumente klingen können, wenn man sie anstatt mit herkömmlichen Lautsprechern einfach über den Resonanzboden des Klaviers abspielt. Mit der TA2-Serie steht nun bereits die nächste Generation des Hybridpiano-Konzepts in den Fachgeschäften.

Wenn »silent« nicht genug …

Der Einbau einer Stummschaltungsmechanik samt Tastatursensorik, gepaart mit zusätzlicher digitaler Klangerzeugung, ist mittlerweile gängige Praxis. Letztere aber nicht über Kopfhörer oder integrierte Lautsprecher wiederzugeben und sich stattdessen die physikalischen Vorzüge der Klavierbaukunst zu Nutze zu machen, mutet konzeptionell immer noch etwas exotisch an − dabei ist die Idee schlichtweg genial. Mittels spezialisierter Transducer, quasi eine Art membranloser Lautsprecher, werden die Schwingungen des digital vorliegenden Samplematerials direkt ohne jeglichen Umweg auf den Resonanzboden übertragen, welcher ja von Haus aus bereits speziell auf die Wiedergabe von Klaviersounds hin optimiert wurde.

Durch diesen Clou ergeben sich in der Praxis einige spannende Möglichkeiten. So lässt sich per mechannischer Stummschaltung des akustischen Anschlags zum einen samplebasiertes Material solo oder aber ohne Silent-Modus auch zum akustischen Sound hinzumischen (… ja, bei Synthie und Stagepiano nennt man das Layern!). Darüber hinaus lässt sich die digitale Erweiterung natürlich auch einfach übergehen, um das Klavier in seiner akustischen Schönheit genießen zu können. Besonders bei dem diesem Test zugrundeliegenden YUS1-Modell ist bereits ohne Transacoustic-Erweiterung der für ein Upright-Piano klangliche Superlativ serienmäßig integriert.

The ghost and the machine …

Schauen wir uns die Technologie hinter dem TA2-System einmal genauer an. Der Resonanzboden eines Klaviers verkörpert als tonaler Verstärker und »Lautsprecher« die eigentliche Seele des Instruments. Ein Defekt an diesem sensiblen, unter Spannung eingebauten Element bedeutet in der Folge immer mindestens einen kapitalen, wenn nicht sogar existenziellen Schaden des Pianoforte. Für die Unterbringung der Transducer schied für Yamahas Entwicklungsabteilung eine Direktmontage auf dem Resonanzboden zur Vermeidung zukünftiger Schäden daher aus. Stattdessen setzte man auf Schwingungsgeneratoren mit einem flexibel konzentrisch gelagerten Übertragerstab, welcher mit einer elastisch gefederten Kontaktfläche schonend auf der hölzernen Oberfläche aufliegt. Für die aktuelle TA2-Revision wurde die Transducer-Technologie zudem noch einmal deutlich hinsichtlich einer frequenziell optimierten Schwingungsweiterleitung überarbeitet.

Mit Hinblick auf den ausbleibenden und daher fehlenden Saitenanschlag im mechanisch über das mittlere Pedal ausgelösten Stummschaltungsmodus, lässt sich ein Sample-basiertes Anschwingen der sympathetischen Resonanzen trotz niedriger Lautstärken dennoch authentisch und natürlich und zudem auf nachtruhefreundlichem Niveau realisieren.

Eine ausgesprochen heikle Angelegenheit bei Stummschaltungen ist die Nichtbeeinträchtigung des Spielgefühls. Nimmt man dem Klavierspiel den mechanischen Hammeranschlag auf die flexibel schwingende Saite, geht dem Tastengefühl in der Regel etwas energetisch ungemein Wichtiges und ein Stück Weg verloren. Yamaha hat hier einen bewährten Kompromiss zwischen optimaler und an die Stopschiene des SH2-Silent-Systems angepasster Auslösung (Hammerrückfall) gefunden, die den Unterschied zwischen aktivierter Stummschaltung und akustischem Spiel möglichst gering hält. Eine nahezu perfekte Umsetzung dieses Konzepts erhält man bauartbedingt jedoch erst in der Flügelklasse, welche mit dem zugehörigen Quick-Escape-System ausgestattet ist, bei dem eine echte Kompensation der Hammer-zu-Saite-Ratio integriert wurde.

Die verwendete Sensorik zur Steuerung der digitalen Komponente basiert auf einer physisch kontaktfreien, optischen Abtastung eines transparenten, unter der Taste montierten Elements mit Grauskalaverlauf. Der optische Tastensensor wertet auf diese Weise Startpunkt, Beschleunigung und Endpunkt des Tastenwegs aus und überträgt diese Informationen schließlich in ein adäquates Digitalsignal. Womit wir schon beim alles entscheidenden Thema sind …

Ist das jetzt das ?

Wenn der Zuhörer nicht mehr genau sagen kann, ob es sich beim erklingenden Sound jetzt um einen klanglich durch das Klavier ergänzten Sample oder das akustische Original handelt, hat der Hersteller scheinbar bereits etwas sehr Grundlegendes richtig gemacht. Die integrierten und hochwertigen Yamaha-CFX- und Bösendorfer-Imperial-Libraries verschmelzen über den via Resonanzboden wiedergegebenen Sound derart gut mit den klanglichen Facetten des Instruments, dass man die digitale Herkunft des Signals − bei angemessenem Lautstärkeniveau − während des Spiels nahezu vergisst. Aber auch andere Saiten-, Tine- oder Reed-basierte Sounds profitieren durch die Schwingungsresonanzen des akustischen Klaviers, welche etwas Volles und Echtes hinzufügen, wozu das beste Sampling oder Modelling-Verfahren nicht imstande ist.

 

Für das echte Stummspiel ohne Transducer-Aktivität ergänzt die von Yamaha entwickelte VRM(Virtual Resonance Modeling)-Technologie per akustischer Simulation das sympathetische Zusammenspiel der Obertonvielfalt der Originalinstrumente und im Falle des CFX-Samples sogar in binauraler 3D-Qualität via Kopfhörer. Da sich dieser Makrokosmos ansonsten selbst mit umfangreichstem Samplematerial nur ungenügend dynamisch abbilden lassen würde, sind Rechenleistung und entsprechend komplexe Algorithmen auf dem Spielfeld angestrebter Authentizität aktuell immer noch alternativlos. So kann man die landläufige Glaubensfrage »Was ist besser: Modelling oder Sampling?« im Hinblick auf Yamahas Hybridkonzept guten Gewissens mit einem überzeugenden »Beides!« beantworten. Der mittlere Weg war ja bekanntermaßen bereits bei Konfuzius das erstrebenswerte Mittel der Wahl!

Bedienungen!

Folge deiner Intuition! Anstatt das Rad mit dem Feuer rücksichtslosen Innovationswillens neu zu erfinden, behält Yamaha das bewährte Bedienkonzept mittels einer unaufdringlich links unter der Tastatur befestigten Kontroll- und Interface-Einheit bei. Damit gewinnt die elegante Digitaleinheit zwar keinen Innovationspreis, holt die Kunden aber exakt an der richtigen Stelle ab. Beim Spiel beinahe unsichtbar stört sie weder die Optik des wertvollen akustischen Instruments, noch stellt sie den Nutzer vor unerwartete technische Überraschungen.

Wem die Bedienung über das Frontpanel nicht ausreicht, der kann sich zudem mit der kostenfrei erhältlichen Software »Smart Pianist« für iOS-Geräte wie iPhone oder iPad behelfen. Diese gewährleistet auf unkomplizierte Weise die komplette Steuerung des Moduls, wahlweise fest verbunden per USB-Kabel oder drahtlos mittels optionalem über den frontseitig verfügbaren USB-Port angeschlossenen WLAN-Adapter (UD-WL01). Letzterer bekommt abgesehen von einem ansonsten reibungslosen Betrieb allerdings durch sein Hervorstehen aus der Klavierfront einen stilistischen Punktabzug in der B-Note. Eine zukünftige direkte Integration einer Out-of-the-box-WiFi-Funktion in das entsprechende Modul wäre schon wünschenswert und angemessen. Dafür lässt sich die integrierte Bluetooth-Funktion in der Praxis mit der WiFi-Verbindung sogar parallel betreiben. So lassen sich nicht nur Backing-Tracks zum Spiel ergänzen, sondern das Ganze sogar noch via App als Audiofile sichern. Wer auch noch die vorhandenen MIDI-Anschlüsse vom Kabelsalat befreien möchte, sollte zusätzlich noch über die Anschaffung eines praktischen MIDI-Wireless-Bluetooth-Adapters nachdenken.

In Bezug auf die Smart-Pianist-App lässt sich feststellen, dass vor allem die Soundauswahl über das Wischen durch die aussagekräftigen und schön modellierten Instrumentalgrafiken schon fast gar nicht mehr intuitiver hätte gestaltet werden können. Auch die Editorfunktionen wurden über ein einziges Einstellungsmenü klar und praxisgerecht eingefügt. Selbst die Aufnahmefunktion ist komplett selbsterklärend und führt sogar Einsteiger hürdenlos in wenigen Augenblicken zum fertig verschickbaren Audiotake auf iPad oder iPhone. Besonders elegant fand ich in Verbindung mit den ebenfalls möglichen MIDI-Aufnahmen, zumal die Integration einer Akkorderkennung aus der frischen Idee im Handumdrehen ein nutzbares Leadsheet entstehen lässt. Volle Punktzahl!

Fazits

Abschließend kann man das TA2-System als logische und konsequent evolutionäre Entwicklung des TransAcoustic-Konzepts bezeichnen, bei welchem Yamahas Entwicklungsabteilung wieder einmal überzeugende Arbeit geleistet hat. Die aktuelle, in verschiedenen Upright-Varianten und Flügeln verfügbare Technik unterstreicht zudem den Erfolg der eingeschlagenen Designphilosophie und verfeinert dazu den grundlegend immer heiklen Spagat bei der Verbindung des Besten zweier Welten. Wem die Trennung zwischen akustischem und digitalem Piano in den heimischen vier Wänden eine 88er-Klaviatur zu viel ist, findet in einem Hybriden wie dem TransAcoustic in Kombi mit einem YUS- oder U-Modell zu einem angemessenen Preis die wohl beste und klanglich überzeugendste Lösung.

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